Antoni Gaudí – das kreative Genie
Er ist wohl der berühmteste spanische Architekt. Antoni Gaudí wurde 1852 im spanischen Reus oder der Stadt Riudoms geboren. Seine Kindheit und Schulzeit verbrachte er in Reus. In der Schmiede seines Vaters machte er sich schon früh mit den grundlegenden geometrischen Formen vertraut. Er litt an Rheuma, was ihn einschränkte und gewissermaßen in die Rolle eines Naturbeobachters zwang. Allgemein wird vermutet, dass dies die Erklärung dafür ist, dass sein charakteristischer Architekturstil so natürlich wirkt.
Zwischen 1873 und 1878 widmete er sich dem Studium der Architektur in Barcelona. Schon damals fiel er eher durch seine Extravaganz als durch besonders gute fachliche Leistung und Konformität auf. Allerdings war er ein kreativer, hervorragender Zeichner. Sein Direktor schwankte zwischen Bewunderung, Neugierde und Zweifel, als Gaudí das Diplom erhielt. Während seines Studiums war er bereits für diverse Architekturbüros tätig, wie beispielsweise bei den beiden katalanischen Baumeistern Joan Martorell und Josep Fontserè.
Seine ersten größeren Aufträge waren die Gestaltungen einer Arbeitersiedlung und einer Fabrik (1878-1882), was jedoch im Sande verlief. Als er 1878 den wohlhabenden Eusebi Güell kennenlernte, wendete sich das Blatt. Es entstanden viele Bauwerke, die noch heute stehen, wie zum Beispiel die Güell-Pavillons (1884–1887), der Park Güell (1900-1914) und eine Krypta (ab 1898) in der Industrieansiedlung der Colònia Güell. Alle genannten Werke tragen bereits in vielen Details deutlich seine Handschrift.
Zu seinem bedeutendsten Werk zählt zweifelsohne die weltberühmte Sagrada Familia. Die Basilika ist das Wahrzeichen der Stadt Barcelona. Der Baubeginn fand im Jahr 1882 statt. Doch bis heute konnte die Kirche nicht vollständig fertiggestellt werden. Gaudí übernahm die Bauleitung 1883, nachdem ein Vorgänger abgesprungen war. Die Krypta wurde 1889 fertiggestellt, die auf einer Mischung aus Entwürfen Francisco de Paula del Villars und Gaudís basierte.
Unterdessen überarbeitete Gaudí die Entwürfe des übrigen Gebäudes und legte 1885 sein eigenes Gesamtkonzept vor. Dies enthielt gotische und neogotische Elemente und deutliche Grundzüge der heute vorhandenen Gebäudeteile. Aufgrund einer großzügigen Spende konnten die Pläne 1894 ausgeweitet werden und Gaudí entwarf das Konzept für die fünfschiffige Basilika mit den 18 Türmen. Allerdings erfuhren die Pläne im Laufe der Jahre mehrere Änderungen.
So entstand eine bunte Mischung verschiedener Stile, die recht frei interpretiert und aufeinander abgestimmt wurden. Erkennbar sind beispielsweise ein gotisch barocker Historismus, ein katalanischer Modernismus und Gaudís später abstrakter expressionistischer Stil. Leider starb Antoni Gaudí 1926, und da ein Großteil der ursprünglichen Vorlagen beschädigt, entwendet und erst spät rekonstruiert wurden, konnte der Bau erst 1950 wieder aufgenommen werden.